Donnerstag, 28. Juni 2012
28.06.12 Rühstädt – Dömitz, 72 km
Schon bei unserer letzten Tour auf dem Elberadweg haben wir festgestellt, dass die Orte, in denen wir ungeplant Halt gemacht haben, fast die interessantesten waren. Rühstädt, wohin es uns verschlagen hatte, ist das einzige Europäische Storchendorf Deutschlands. Hätte es nicht geregnet, wären wir wohl vorbeigefahren! Gegen Abend hörte es auf zu regnen, und wir machten noch einen Spaziergang durch den Ort. Bisher haben wir gejubelt, bekamen wir unterwegs mal ein Storchennest zu sehen, und waren auch noch Störche darin, konnten wir unser Glück kaum fassen. In Rühstädt gibt es sage und schreibe 30 Storchennester, und manches Hausdach hat sogar zwei Nester. Am Abend waren die Eltern alle eingeflogen; wir konnten sie zusammen mit den Jungstörchen in den Nestern sehen und ihr Geklapper hören. Auch wenige Meter von unserem Zimmer entfernt befand sich ein Storchennest. In Rühstädt gibt es auch ein Schloss, das heute ein Wellnesshotel ist. Der Schlosspark wurde uns ausdrücklich empfohlen und es ist tatsächlich einer der schönsten Parks, den ich bisher gesehen habe. Als wir dort entlang gingen, stieg der Nebel zwischen den alten Bäumen auf und wir fühlten uns wie in einem Märchenwald. Die Kronen der hohen Bäume berühren einander und ließen nur wenig Licht hindurch. Ich mag es, wenn ein Park etwas naturbelassen und leicht verwildert ist, nicht so akkurat wirkt wie manch andere. Rühstädt ist einen Besuch wert!
Kurz vor neun Uhr verlassen wir das Dorf; das Wetter soll besser werden. Die ausgeschilderten 18 Kilometer bis Wittenberge sind recht schnell zurückgelegt. Allerdings sind die letzten Kilometer eine Zitterpartie, weil der Weg von feinem Split bedeckt ist, der sich überall festsetzt und in den Rädern zu knirschen beginnt. Zum Glück hält die Mechanik das aus. Ein kleiner Schauer ist recht schnell vorüber gezogen. Unterwegs sehen wir wieder Störche, einen Fuchs, ein Reh und Kraniche. Vom Radweg aus, der fast immer auf Deichen entlang führt, sehen wir weit über die Elbwiesen mit kleinen Tümpeln und Nebenarmen; die Ortschaften liegen meist ein Stückchen abseits vom Radweg, sind aber schnell erreicht. In Cumlosen machen wir eine kurze Pause: auch hier könnte man gut übernachten. Wir möchten aber mindestens noch bis Lenzen fahren. Weiter geht es auf Deichen entlang. Unterhalb der Deiche ist der Straßenbelag meist besser, aber oft mit Mist bedeckt, und an einer Stelle werden wir mit frischem Mist ebenso bespritzt wie zuvor mit dem feinen Split. Wir fahren durch eine wunderschöne Landschaft, aber Pausen gönnt man uns wohl nicht: Rastplätze oder gar Schutzhütten gibt es hier kaum. In Lenzen angekommen, brauchen wir beide eine längere Pause, und glücklicherweise liegt das Hafencafé direkt am Elberadweg. Dort gefällt es uns so gut, dass wir nicht nur Kaffee trinken, sondern auch eine Kleinigkeit essen. So gestärkt, nehmen wir uns noch ein Stückchen Weg vor und möchten idealerweise bis Dömitz fahren. Die dunklen Wolken haben sich verzogen, und es wird richtig warm. Die Elbe ist hier schon recht breit, bildet viele natürliche Buchten, in denen sogar gebadet wird. Wir fahren an kleinen Ortschaften vorbei, und ab und an gibt es auch Möglichkeiten, einzukehren, die wir aber nicht nutzen. Unser Elberadweg-Handbuch, das in den meisten Unterkünften am Radweg und in den Touristen-Informationsstellen ausliegt, weist mehrere Quartiere in Dömitz aus. Da wir nicht reserviert haben, möchten wir hier unsere Tour beenden und in Ruhe eine Unterkunft suchen. Die Information in Dömitz ist leider kurz nach 16 Uhr schon geschlossen, und da wir nicht lange herumirren wollen, folgen wir dem vielversprechenden Wegweiser „Radlerpension“, wo wir auch gleich Glück haben. Als wir abends gemütlich spazieren gehen, entdecken wir noch weitere freie Unterkünfte, aber wir sind bereits gut untergebracht und haben nun Zeit, uns ein wenig im Ort umzuschauen.
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