Samstag, 19. Dezember 2020
Winterliche Radtour nach Moritzburg
In dieser dunklen Zeit ist man dankbar für jede Möglichkeit, draußen unterwegs zu sein. Momentan, im Lockdown, noch mehr. Ich möchte betonen, dass ich Bewegung im Freien als körperliche Aktivität zur Stärkung des Immunsystems und der Psyche für sehr wichtig halte. Das ist nicht mit Einkaufstourismus oder heimlichen Partys zu vergleichen! Und deswegen ist es ja in gewissem Rahmen erlaubt.
Sonntag, 13. Dezember 2020
Große Freiheit in Corona-Zeiten: Von Dresden nach Meißen und zurück
Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, den Fahrradblog wieder zu aktivieren. Ich fange trotzdem damit an.
Ich habe mein E-Bike zurück, nachdem mir der Akku gestohlen wurde. Ich kann jedem nur raten: lasst ein E-Bike niemals unbeaufsichtigt. Auch nicht kurz und nicht am hellichten Tag. Stellt ihr euer E-Bike ab, schließt es gut an, möglichst hinter verschlossenen Türen, gesichert mit mehreren Schlössern. Und entnehmt dennoch den Akku. Es gibt dreiste Kriminelle, die nur darauf warten, euch zu schaden. Man sollte ihnen nicht die kleinste Chance geben.
Ab morgen gilt hier verschärfter Lockdown. Deswegen habe ich beschlossen, heute noch einmal die Möglichkeit zu nutzen, eine Fahrradtour ohne Einschränkung zu unternehmen. Nach der kurzen Probefahrt vorige Woche möchte ich das neue Fahrrad richtig nutzen, die Freiheit spüren. Solche Touren sind für mich Lebenselixier. Eine Radtour von Dresden nach Meißen als große Freiheit zu empfinden, ist im Grunde fast lächerlich. Aber wir haben Corona. Monate voller Einschränkungen liegen hinter uns. Deswegen empfinde ich diese Tour wirklich als Befreiung.
Ich starte gegen halb sieben hier in Mickten. Es ist noch dunkel. Auf den Straßen ist es komplett ruhig. Es ist Sonntag, und dennoch: die Stille wirkt auch gespenstisch. Hinter Serkowitz geht es durch Wiesen. Bei solcher Dunkelheit war ich lange nicht auf Radtour. Zwar hat das neue Fahrrad gute Beleuchtung, aber deren Lichtkegel reicht vielleicht drei Meter weit. Links und rechts davon ist es stockfinster. Ich fahre langsam, obwohl ich hier jede Biegung kenne. Tatsächlich kommt mir ein Radfahrer entgegen. Ich sehe nur dessen Beleuchtung.
In Altkötzschenbroda halte ich an, fahre ein Stück hinein und halte an. Hier ist normalerweise Weihnachtsmarkt. Überall dezenter, hübscher Schmuck, aber es ist still hier. Es wird wohl auch ziemlich still bleiben an diesem dritten Advent. Der Himmel Richtung Osten wird ein wenig heller. Am Dampferanleger halte ich nochmal an, die Morgendämmerung setzt ein – meine Lieblingszeit.
Lange habe ich überlegt, ob ich mir ein E-Bike zulegen soll. Mehrere Argumente sprachen dafür. Ich habe keine Zeit, um für Touren zu trainieren. Habe ich einmal Zeit, möchte ich weiter als zehn, zwanzig Kilometer fahren. Meine Knie sind nicht mehr so belastbar wie früher. Und hinzu kommen die Corona-Einschränkungen. Das Fahrrad ist überaus praktisch und beliebt geworden. Ein E-Bike erweitert den persönlichen Radius sehr. Außerdem macht es einfach Freude, mal schneller unterwegs zu sein und dennoch mit mehr Leichtigkeit. Keine Sorge: man hält sich damit trotzdem fit.
Nur langsam wird es heller. Leider sehe ich kaum Tiere – dafür ist es immer noch zu dunkel. Die Fähre in Coswig-Kötitz sieht mit ihrem Licht irgendwie anheimelnd aus. Ich komme an meinem Lieblingsrastplatz mit Blick auf den Boselfelsen an. Bis hierher darf ich ab morgen noch fahren. Heute aber nehme ich mir die Freiheit und fahre weiter.
Mir ist klar, dass die Beschränkungen sein müssen. Jeder müsste einsehen, dass das Gesundheitswesen nicht überlastet werden darf. Dennoch ist diese Grenze von 15 Kilometern in meinem Fall Blödsinn. Diese Regel ist sicher nicht für eine Radfahrerin gemacht, die vorzugsweise dann unterwegs ist, wenn andere noch schlafen, die Menschenmengen sowieso am liebsten meidet. Aber ich muss sie ebenso befolgen wie jeder andere. Ich höre nun auf, damit zu hadern, denn das bringt nichts. In den nächsten Tagen werde ich mich auf das konzentrieren, was noch möglich ist. Häuser und Grundstücke sind mit Sternen und Lichterketten geschmückt.
Endlich sehe ich die Domtürme, und dann sitze ich auf einer Bank mit Blick auf die Meißener Altstadt und esse ein halbes Brötchen. Die andere Hälfte gibt es dann zuhause. Leider kann ich nicht lange Pause machen. Ein Mann mit einem Hund nähert sich. Ich erwarte nichts Gutes und richtig: das kleine Biest knurrt mich an. Da steige ich schon wieder auf und wende mich heimwärts. Die Elbe strömt gleichmäßig dahin, ein paar Enten schwimmen vorbei. Ansonsten sehe ich keine Tiere, nur ein paar Krähen.
Radtouren im Winter sind natürlich möglich, vorzugsweise bei trockenen Wegen, ohne Schnee und ohne Glätte. Ich empfehle Funktionskleidung, bei Bedarf zwei oder mehr Schichten, dazu Funktionshandschuhe. Unter dem Helm sollte man eine Mütze oder einen Buff tragen. Ganz wichtig im Winter sind Überschuhe. Selbst in warmen Goretex-Schuhen beginnt man bald zu frieren. Es ist schade, wenn man deswegen die Tour abbrechen muss.
Die Kötitzer Elbinsel wirkt bei diesem trüben Wetter ein bisschen mystisch. Gerade frage ich mich, ob es im Winter nicht auch Graureiher gibt, da sehe ich sie schon. Drei Prachtexemplare dieser schönen, grazilen Tiere stehen im flachen Wasser, ein Stück weiter sehe ich noch zwei und dann sogar einen Silberreiher. Als ich anhalte, fliegt er davon. Scheu sind die Reiher, sie lassen sich normalerweise auch nicht fotografieren. Silberreiher sieht man häufiger um Moritzburg herum. Kein Wunder, dass sie nun auch an die Elbe kommen. Dieser Anblick war wirklich ein Highlight. Für solche Momente bin ich gern früh unterwegs.
Die ersten Spaziergänger mit Hunden kommen auf den Elberadweg. Ich fahre nun schneller, das Frühstück ruft. Um die vierzig Kilometer sind es heute ungefähr. 15 Kilometer darf man sich ab morgen vom Wohnort entfernen. Da gibt es noch ein paar Möglichkeiten und mit Rückweg sind dann um die 30 Kilometer drin. Ich werde berichten.
Montag, 21. Mai 2018
20.05.18 Wind, Licht, Wasser: Von Zabeltitz nach Senftenberg
Als ich 2011 durch Zabeltitz fuhr, fiel mir auf, dass man von dort aus gut nach Elsterwerda gelangt. Von Elsterwerda aus kann man auf einem Radweg Richtung Senftenberg fahren, davon ein gutes Stück an der Schwarzen Elster entlang. Damals schon nahm ich mir vor, diese Strecke eines Tages mit dem Rad zu fahren.
Wir starten kurz nach neun Uhr in Zabeltitz und folgen dem ausgeschilderten Radweg nach Gröden. Von dort aus wollen wir weiter nach Norden zur Schwarzen Elster zum Radweg fahren. Das klappt fürs Erste. Aber in Treugeböhla ist die Straße nach Richtung Stroga, die wir nehmen wollen, gesperrt. Wenn sie nicht gesperrt ist, kann man diese Route wählen. Wir folgen weiter dem Radweg, schließlich ist das in diesem Moment unsere einzige Möglichkeit. An der Stelle, wo der Weg unterm Bahndamm hindurch führt, wird gebaut. Es gelingt uns zwar, unsere Räder an der Baustelle vorbei zu schieben, aber dann landen wir in einem Waldstück mit einem Weg, wo das Fahren etwas mühsam ist. Irgendwann sagt uns der Routenplaner, dass wir entweder auf die B 101 fahren oder an einem Acker weglos weiterkämpfen müssen. Also die B 101, wenn auch ungern. Zum Glück hält sich am Pfingssonntag-Vormittag der Verkehr in Grenzen. Bald zweigt rechts ein Weg Richtung Gröden/Heidebergturm ab, auf den wir uns retten. Eine Weile fahren wir geradeaus, biegen dann aber ab und folgen dem grünen Strich auf weißer Markierung Richtung Gröden. Wir sind in der Merzdorfer Heide angelangt, auf die ich mich gefreut hatte. Aber ich hatte nicht bedacht, dass auch dort der Sturm Friederike gewütet haben könnte. Bald kämpfen wir uns durchs Gelände. Um die meisten umgestürzten Bäume können wir unsere Räder herum schieben, aber über einige müssen wir sie heben. Endlich kommen wir an eine Wegkreuzung, wo wir zwei einheimische Wanderer treffen. Sie sind zwar entsetzt, dass wir bis nach Senftenberg fahren wollen, beschreiben uns aber den weiteren Streckenverlauf: bald kommen wir an eine Kreuzung, wo wir die Straße aus Stroga treffen, die direkt nach Gröden verläuft und gut zu fahren ist. Vielleicht wäre es besser gewesen, von Zabeltitz aus Richtung Elsterwerda zu fahren. Aber im Voraus weiß man das nicht und wir haben jene Strecke nicht ausprobiert, können sie also auch nicht empfehlen.
Auf der Straße kommen wir schnell nach Gröden, wo wir rechts abbiegen. Man kann der Plessaer Straße getrost Richtung Plessa folgen … uns leitet der Routenplaner nochmal kurz im Karree, wer weiß, warum. Nach einer Fahrt an grünen Feldern vorbei, wo wir die Pulsnitz überqueren, gelangen wir nach Plessa Süd und folgen der Straße weiter nach Plessa. Bevor wir in den Ort hineinfahren könnten, treffen wir südlich der Elster auf den Radweg zum Senftenberger See. Etwas über 30 Kilometer sollen es noch sein. Da sind wir froh, an der Elstermühle eine Rast einlegen zu können. Dort ist gerade ein kleines Volksfest, das wir uns kurz ansehen. Die Leute am Einlass sind sogar bereit, nachzusehen, ob die Mühlenschänke geöffnet ist, und überlegen, uns ohne Eintritt hineinzulassen. Wir zahlen den Eintritt, sehen uns auf dem Markt um und gehen in den Biergarten der Mühlenschänke, wo wir sehr zuvorkommend bedient werden, obwohl wir nur Kaffee trinken wollen.
Die weitere Fahrt entlang der Elster ist landschaftlich schön, aber es weht ein kräftiger Wind aus Osten, Gegenwind, und man braucht Geduld, um voranzukommen. Kurz vor Lauchhammer Süd ist Schluss mit der Fahrt auf dem Elsterdamm. Wir überqueren den Fluss, fahren ein Stück durch Felder und dann geht es nach Lauchhammer hinein. Heute halten sich die Kapriolen des Routenplaners in Grenzen: er führt uns relativ zuverlässig durch Lauchhammer, weiter nach Schwarzheide, unter der Autobahn hindurch, über die B 169 hinweg zur Senftenberger Straße, die uns durch Wald und Felder in den kleinen Ort Biehlen führt. Noch ein Stück durch Wiesen, über einen Bahndamm hinweg, und schon kommt uns die Gegend bekannt vor: wir nähern uns Niemtsch und haben es nicht mehr weit bis zum Senftenberger See. Zu dieser Gegend habe ich eine besondere Beziehung. In Brieske bei Senftenberg lebten meine Großeltern. Mein Großvater war ein Visionär. Er hat viele Jahre inmitten von Kohlenstaub gelebt und konnte sich dennoch das künftige Naherholungsgebiet Lausitzer Seenland vorstellen, als andere noch nicht so recht daran glauben mochten.
Wir sind am See und machen an der Niemtscher Mühle Rast, wie so oft, wenn wir hier sind. Gestärkt mit Kaffee und Kuchen, sind die letzten Kilometer zum Hotel ein Kinderspiel. Für die eine Nacht leisten wir uns ein teures Zimmer mit Seeblick - etwas Anderes war auch nicht mehr frei. Wenn schon, denn schon - hier die richtige Entscheidung! Der See hat 17 Grad und man kann schon baden! Unser Glück ist perfekt, als wir am Abend zum Stadthafen laufen, nach Senftenberg hinein und im Biergarten des Parkhotels unser Abendessen genießen. Broiler sind hier Spezialität - das lässt man sich gern mal wieder schmecken. Nach 57 Kilometern, oft gegen den Wind, hat man es sich auch verdient. Wir waren etwas aus der Übung, aber diese kleine Tour hat dennoch Freude gemacht.
19.05.18 Jupiter und Venus über Zabeltitz
Vor einigen Jahren habe ich längere Radtouren unternommen und darüber geschrieben. Ich mag Radtouren noch immer, aber meist fehlt die Zeit dazu. Einige Ideen sind aus der "aktiven Phase" übrig geblieben, und so manche Inspiration. 2011 bin ich das erste Mal nach Zabeltitz gefahren. Während meiner Radtour blieb zu wenig Zeit, um den dortigen Barockgarten zu besichtigen. Nun wollte ich das mit meinem Mann zusammen nachholen.
Wir fahren am frühen Pfingstsonnabend-Nachmittag mit dem Zug von Dresden nach Nünchritz, denn wir wollen unsere Tour sanft und gemütlich beginnen. Zuerst heißt es, auf unsere gewünschte Radfahrstrecke zu kommen. Das ist nicht so leicht wie angenommen. Vom Bahnhof aus fahren wir in den Ort hinein, aber Christians Routenplaner weigert sich, meine Variante anzuzeigen, die ich mir auf der Karte ausgesucht hatte. Sein Handy möchte uns über 40 km weit um Großenhain herum schicken. Da wir lange nicht mehr hier waren, sind wir vorsichtig. Man weiß ja nie, wo gerade Baustellen sind. Einheimische weisen uns dann doch den richtigen Weg: Man fährt auf der Karl-Marx-Str. bis zum Kreisverkehr, biegt rechts ab und folgt der Straße bis zur Eisenbahnunterführung. Dort ist der Weg nach Glaubitz ausgeschildet, 1,5 km. Hier führt nun ein Radweg neben der Straße entlang, was sehr angenehm ist. Kurz vor Glaubitz biegt man am Kreisverkehr in die Kirchstraße ein, und bald zweigt dort ein markierter Radweg nach Radewitz ab, den wir nehmen. Hinter Radewitz biegt der Radweg nach Marksiedlitz links ab. Wir bleiben aber auf der Landstraße und fahren weiter nach Peritz. Zum Glück ist zu Pfingsten wenig los auf den Straßen, der Ausflugsverkehr ist wahrscheinlich schon durch. Bereits in Peritz gibt es ein Hinweisschild zur Parkschänke in Zabeltitz, die unser Etappenziel sein wird. Über Görzig erreichen wir schließlich Zabeltitz. Mit einigem Hin und Her in Nünchritz haben wir 16 Kilometer zurückgelegt.
Die Parkschänke Zabeltitz ist ein sehr schönes Ziel, um die Gegend mit dem Fahrrad zu erkunden. Es könnte uns reizen, von hier aus die Röderaue kennenzulernen. Hier sind neue Radwege entstanden und die Natur ist sicher einen Besuch wert. Auf unserer Fahrt konnten wir den ersten Storch in einem Nest beobachten. Von der Parkschänke aus gelangt man direkt in den Barockgarten, von dem wir wahrhaft begeistert sind. Gepflegte Alleen aus uralten Bäumen umgeben die Seen. Man spürt die Frische der Natur, es gibt angenehmen Schatten und zauberhaftes Licht. Die letzten Rhododendren blühen. Wir gehen noch eine Runde durch den angrenzenden Röderauwald. Im Biergarten der Parkschänke kann man gemütlich sitzen; wir essen natürlich Spargel, der gerade Saison hat.
Wunderbar ist der abendliche Spaziergang im Park. Wir bleiben dort, bis die Vögel verstummen. Der Mond geht auf, und ein weiterer Himmelskörper leuchtet hell. Früher musste man Sternenkarten kennen, heute genügt ein Blick auf die App, um ihn zu identifizieren: es ist Jupiter. Bald ist ein weiteres helles Licht neben dem Mond zu sehen, Venus. Wir schlafen gut unter diesen Planeten und freuen uns auf die weitere Strecke.
Freitag, 24. Januar 2014
Aus verschiedenen Gründen werde ich diesen Blog nicht weiter führen. Ich fahre noch gelegentlich ein Stück mit dem Rad, aber längere Touren und gar neue Strecken sind eher selten geworden und werden selten bleiben. Kurze Beschreibungen, Eindrücke, Fotos - auch allgemeinerer Art - werden künftig hier erscheinen.
Sonntag, 20. Oktober 2013
Kleine Tour zwischendurch
Ich bin heute wieder einmal von Dresden-Nord auf dem Elberadweg nach Meißen und zurück gefahren. Die Tour war gut, um etwas Bewegung an der frischen Luft zu haben. Ich bin relativ gemütlich gefahren und auch die anderen Leute, die dort unterwegs waren, machten den Eindruck, eher auf Erholung und Entspannung aus zu sein statt auf Kilometer. Die Sonne konnte sich immer nur vorübergehend durchsetzen, aber die Stimmung war trotzdem schön, wenn auch nicht ohne Melancholie. An Stelle einer Beschreibung lasse ich lieber Fotos sprechen. Ich weiß, die Motive auf meiner Lieblingsstrecke wiederholen sich. ;-)
Samstag, 3. August 2013
40 km Elberadweg ... mal wieder
Ein verrücktes Jahr ist das! Seit Anfang Mai habe ich mir Radtouren gewünscht. Zuerst war es zu regnerisch, dann kam das Hochwasser, das unseren geplanten Fahrradurlaub im wahrsten Sinne ins Wasser fallen ließ, anschließend eine krankheitsbedingte Zwangspause. Und nun ist es eigentlich viel zu heiß zum radeln. Meine Laufrunden sind noch relativ bescheiden, so dass ich immer mal ergänzend auf dem Fahrrad trainiere. Am vergangenen Samstag bin ich nach Coswig gefahren und diese Woche habe ich mir nun Meißen als Ziel gesetzt. Wieder mal ist die Vorfreude so groß, dass ich 2.30 Uhr richtig munter bin und kurz nach drei dann auch aufstehe. Eine reichliche Stunde später, 4.15 Uhr, geht es los. Ich fahre durch dunkle und stille Straßen. So früh bin ich wohl noch nie gestartet. Im Hochsommer ist es mir am liebsten, noch vor Sonnenaufgang Sport zu treiben. Ich mag es, so früh unterwegs zu sein. Ich denke dann daran, dass Expeditionen auf richtig hohe Berge meist auch in der Nacht beginnen – ja, ich hatte viel Zeit zum Lesen in den letzten Wochen! Aber auch Urlaubsreisen starten oft in der Frühe und ich fühle mich tatsächlich, als würde ich in den Kurzurlaub fahren. Eine Radtour in der Morgendämmerung ist etwas Neues; man taucht beinahe in eine andere Welt ein. Manchmal begegnet man Tieren zu früher Stunde, aber heute sind es nur Vögel, die immer wieder dicht vor meinem Vorderrad auffliegen. Und jede Menge winzige kleine Fliegen… ich fahre durch ganze Schwärme und Unmengen landen in meinem Gesicht. Aber ich kann die Sportbrille mit den getönten Gläsern noch nicht aufsetzen – es ist viel zu dunkel dafür. In Radebeul bemerke ich mit Erstaunen ein Paar, das den Sonnenaufgang an der Elbe beobachtet. Wie schön und romantisch! Nur ein roter Lichtstreifen färbt den Horizont, die Sonne wird noch Zeit brauchen. Erst nach 15 Kilometern – wieder bin ich mitten in einem Insektenschwarm – kann ich die Brille tauschen. Endlich! Ich möchte möglichst ohne Pause bis Meißen durchfahren, und das scheint mir auch zu gelingen. Noch habe ich den Elberadweg für mich allein. Heute übernachten weniger Angler am Ufer als am vergangenen Wochenende. Ist es ihnen zu warm? An den Fischen kann es nicht liegen, die sehe ich andauernd an die Oberfläche kommen. Als ich ca. 3 Kilometer vor Meißen bin, werde ich hungrig. Schließlich bin ich ja schon eine Weile wach! Aber bald gibt es Frühstück. Am vergangenen Sonnabend habe ich es bedauert, an meinem Rastplatz nicht frühstücken zu können, aber heute habe ich vorgesorgt. Es ist immer ein schöner Anblick, wenn man an der Bosel vorbeifährt und die Meißner Domtürme am linken Elbufer auftauchen. Kurz vor halb sechs ist es erst, ich brauche die Zeit, die ich für diese Strecke immer brauche. Ehe ich Pause mache, fahre ich unter der Brücke in Meißen hindurch, so dass ich Dom und Albrechtsburg ziemlich genau gegenüber stehe. Erst nach dem obligatorischen Foto kehre ich um und suche mir eine Bank zum Rasten. Es hat durchaus Vorteile, kommt es mir in den Sinn, wenn die eigenen Pläne ab und an durchkreuzt werden. Vermutlich würde ich mehr und weiter laufen und seltener radfahren, wenn es die Zwangspause nicht gegeben hätte. Aber auch Radtouren sind immer wieder reizvoll. Der einzige Nachteil ist: ich bin dann deutlich länger unterwegs. Aber heute wird das kaum ins Gewicht fallen, ich werde relativ früh wieder zuhause sein. Ich liebe diese kleinen Auszeiten, die sich ein wenig wie Abenteuer anfühlen. Jeder definiert sich seine Vorstellung von Abenteuer. Hauptsache, man erlebt Spannung und Freude dabei. Bald nach meinem kleinen Picknick-Frühstück mache ich mich wieder auf den Weg. Nun geht die Sonne auf, aber es wird noch einige Kilometer dauern, bis ich sie auf der Haut spüre. Die beste Zeit des Tages bin ich unterwegs! Schlafen kann ich später noch. Die ersten vereinzelten Radfahrer kommen mir entgegen. Kurz vor sieben bin ich in Radebeul-West, halb acht bin ich zuhause.
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