Am Pfingstsonnabend bin ich noch im Großenhainer Land geradelt, und am Pfingstmontag wurde dieses Gebiet von einer Naturkatastrophe heimgesucht. Mir geht das sehr nahe, verbinde ich doch mit diesen Städten und Ortschaften ganz aktuelle persönliche Eindrücke. Es sind nicht mehr nur Flecken auf der Landkarte, sondern ein Stück Heimat. Diese Heimat zu erkunden, ist ein Ziel meiner Touren, und ich fühle mich den Gegenden, die ich erlebt und gesehen habe, dauerhaft verbunden.
Für diesen Sonnabend hatte ich mir vorgenommen, einen Teil der Lommatzscher Pflege zu durchfahren, denn die Gegend interessiert mich schon lange. Um die Strecke ein wenig abzukürzen, wollte ich die S-Bahn bis Meißen nehmen. Gegen 6.00 Uhr brach ich von zuhause auf. Gerade noch rechtzeitig fiel mir ein, dass ich mein beladenes Tourenrad nicht die Treppen am Meißner Bahnhof hinuntertragen wollte, und deshalb stieg ich eine Station eher in Neusörnewitz aus, wo sich der Bahnsteig zu ebener Erde befindet. Von dort ist es noch ein Stück bis zur Elbe, aber ich kenne den Weg.
Das Elbtal war in Frühnebel gehüllt. Den Radweg kann man wegen der Hinweisschilder kaum verfehlen, aber von der Elbe war zunächst nichts zu sehen. Zwei Radfahrer waren mit Rennrädern Richtung Meißen unterwegs. Auf einmal konnte ich milchig und silbern den Fluss neben mir erkennen. Einige Minuten später wurde es klar. Kurz vor Meißen hörte ich die Glocken Sieben schlagen. Ich überquerte die Elbbrücke und fuhr noch ein Stück in nordwestlicher Richtung. Die Straße an der Altstadt vorbei nach Niederjahna, welche ich nehmen wollte, war wegen Bauarbeiten gesperrt. Es wäre naheliegend gewesen, weiter auf dem Elberadweg zu fahren und dann von Riesa aus nach Oschatz abzubiegen, aber ich hatte mir in den Kopf gesetzt, ein paar linkselbische Dörfer kennenzulernen und war so schnell nicht bereit, von diesem Vorhaben abzusehen. Man kann auch mit einer der Fähren zwischen Meißen und Diesbar ans andere Ufer übersetzen, aber die fahren am Wochenende nicht zu so früher Stunde. Die Karte zeigte mir eine Alternativroute: ich fuhr noch ein Stück die Leipziger Straße entlang und dann über Gasern nach Niederjahna. Es ging zunächst steil bergauf, und ich musste ein Stück schieben. Auf der Höhe angekommen, sah ich zurückblickend die Spitzen der Meißner Domtürme über den Hügel ragen. Der Himmel sah trüb und ein wenig gewittrig aus.
Kurz vor Niederjahna musste ich ein Stück Schnellstraße fahren. Zum Glück waren es nur wenige Meter bis zum Ortseingangsschild. Richtung Lommatzsch sollte man nicht, wie ich es zunächst versucht habe, nach Oberjahna abbiegen, sondern weiter geradeaus fahren. Es ging über sehr ruhige, wenig befahrene Landstraßen nach Neumohlis und Pröda, wo ich mich entschied, nach links Richtung Kleinkagen abzubiegen, weil mir die Straße sympathischer aussah. Aber auch rechts herum hätte ich nach Lommatzsch fahren können. Die Dörfer, die ich durchquerte, waren klein, hübsch – noch nicht kaputtmodernisiert wie anderswo -, mit vielen alten Höfen und Fachwerkhäusern, und an den meisten wurde gebaut. Die Lommatzscher Pflege gilt als Kornkammer Sachsens, und man sieht viele Landwirtschaftsbetriebe, Felder, Hügel und idyllische Täler. Ich benutzte die ADFC-Radtourenkarte „Lausitz, Östliches Erzgebirge“, auf der für Radler geeignete Strecken farbig markiert sind. Gerade bei dieser Tour bin ich aber öfter von den Radwegen abgewichen; viele Landstraßen sind durchaus für Radler gut geeignet und außerdem auch gut beschildert. An Wegmarkierungen hapert es links der Elbe, soweit ich es erlebt habe. In Mohlis traf ich auf den Elbe-Mulde-Radweg und fuhr ihn ein Stück bis Mertitz. Diesen Weg weiter nach Westen zu fahren, würde mich auch sehr reizen.
Über Daubnitz gelangte ich nach Lommatzsch. Ich machte zunächst ein Foto von der markanten Kirche St. Wenzel und rastete dann auf einer Bank. Es war neun Uhr. Sämtliche Straßen Richtung Döbeln waren gesperrt, aber das betraf mich ausnahmsweise einmal nicht – ich fuhr weiter geradeaus Richtung Riesa. In Scheerau biegt der Radweg nach rechts, aber ich nahm ihn nicht, fuhr weiter und kürzte dadurch ein gutes Stück ab.
Zu Beginn einer Radtour denke ich oft noch an den Alltag und beschäftige mich mit der Strecke, die vor mir liegt. In der Mitte der Tour aber genieße ich nur noch das Unterwegssein, und das ist meist der schönste Teil der Fahrt. Radfahren hat dann etwas Meditatives, und man hat das Gefühl, noch ewig weiter zu können.
Ein nicht beschilderter Weg, der aussah, als würde er in die gewünschte Richtung führen, brachte mich nach Striegnitz. Von Trogen aus gelangte ich über einen Feldweg voller Pfützen nach Gleina. Über Strauchitz ging es weiter nach Hof. Dort musste ich die Radwanderkarte „Saale, Westliches Erzgebirge“ zur Hand nehmen. Ich durchquerte Hof, fuhr weiter Richtung Raitzen und gelangte bald auf eine gut markierte Strecke nach Oschatz. Diese als Radweg gekennzeichnete Straße wurde aber bald zur Schnellstraße, auf der ich sehr ungern fuhr. Ein separater Radweg führt am Windberg vorbei; ich fuhr ihn auf gut Glück entlang. Leider endete er abrupt, und ich musste mit dem Rad eine Böschung hinunter. Auf der linken Fahrbahnseite gibt es auch einen Radweg, der laut Karte bis nach Oschatz führt. Das bemerkte ich aber erst zuhause.
Ich gelangte wieder auf die Schnellstraße und fuhr weiter bis nach Oschatz hinein, wo es glücklicherweise einen Radweg neben der Fahrbahn gab. Ich überquerte die B 6, wandte mich Richtung Zentrum und machte ein Foto von St. Aegidien. Es war dreiviertel elf. Da in Oschatz viel Verkehr war, vermied ich es, bis ins Zentrum vorzudringen, zumal meine geplante Strecke nach Nordosten aus der Stadt führte. Voller Freude und Erleichterung entdeckte ich den Radweg nach Mannschatz, aber am Ende des Ortes folgte die Enttäuschung: dort, wo es über Felder hinweg weiter gehen sollte, war der Weg gesperrt. Der Sandweg verhieß nach all den Regentagen ohnehin nichts Gutes. Ich blieb also auf der Landstraße Richtung Kleinragwitz und bog kurz vor dem Ort nach links Richtung Borna ab. Gleich nachdem ich den Bahndamm (Strecke Leipzig/Dresden) unterquert hatte, entschied ich mich, wiederum nicht den Radweg bei Borna anzusteuern, sondern nach Bornitz abzubiegen, wo ein Hinweisschild mit „Riesa 8 km“ lockte. Die parallel zum Bahndamm verlaufende Landstraße ist die kürzeste Verbindung nach Riesa. Trotz ihres stellenweise schlechten Zustandes war sie aber recht befahren. Umso mehr freute ich mich, als es dann einen Radweg neben der Straße gab. Als ich auf Riesa zu fuhr, sah ich einen ICE vorbeifahren. Wenn ich wieder einmal mit dem Zug dort unterwegs bin, werde ich an diese Radtour denken. Nun konnte ich eine Pause gebrauchen, aber es gab keinen geeigneten Rastplatz, und deshalb fuhr ich weiter.
Riesa ist eine größere, ausgedehnte Stadt. In der Annahme, dass der Hafenbrücke auch eine „richtige“ Brücke folgen würde, überquerte ich sie, fuhr weiter gerade aus und wandte mich dorthin, wo ich die Brücke vermutete. Nach kurzem Herumirren zwischen Industriebetrieben, fragte ich einen älteren, ortsansässig aussehenden Radfahrer nach dem Weg. Er erklärte mir, dass ich noch ein Stück über die B 182 bis zur Elbbrücke fahren müsse, und zwar nicht nach Strehla, sondern in die entgegengesetzte Richtung, was mir einleuchtete. Man muss unter der Eisenbahnbrücke hindurch fahren, sich gleich nach rechts wenden, wo schon ein Schild auf den Elberadweg hinweist. Am Bahnhof vorbei geht es über die Elbbrücke. Glücklich und zufrieden fuhr ich über die Elbe und auf den Elberadweg. Ich finde es günstig, bei längeren Touren unbekannte und bekannte Strecken zu kombinieren. Nun lag der leichtere und vertraute Teil der Tour vor mir. Auf einer schon bekannten Bank bei Moritz machte ich Rast. Es war 12.30 Uhr. Ich ließ die bisherige Strecke Revue passieren und verspürte ein großes Glücksgefühl.
Als ich weiter fuhr, begegneten mir immer wieder Kolonnen von Radfahrern. Die Elbwiesen sind dort weit und stellenweise sumpfig; immer wieder hörte ich Frösche quaken. Dann sah ich die Schornsteine des Chemiewerks Nünchritz.
Im Laufe des Tages war es schwül geworden, und allmählich ließ meine Kondition nach. Ich hatte die Möglichkeit, in Meißen oder besser Neusörnewitz die S-Bahn zu nehmen, war mir aber ziemlich sicher, mit dem Rad bis nach Dresden fahren zu können. In Diesbar machte ich wieder eine kurze Pause und nahm mir vor, von da an öfter zu rasten. Dieser Plan ging nicht ganz auf. Viele Leute waren auf dem Elberadweg unterwegs, und einige von ihnen wollte ich nicht zweimal vor mir haben. So musste ich öfter überholen, als es mir lieb war. In Meißen wollte ich etwas länger halten, aber herannahende Skater ließen mich früher als geplant wieder aufs Rad steigen. Und um Radebeul herum waren besonders viele Sonntagsfahrer und –Fahrerrinnen unterwegs.
Gegen 15.45 Uhr war ich zu Hause. Insgesamt müssen es an die 115-120 Kilometer gewesen sein, und viel länger hätte ich nicht fahren mögen. Eine interessante Strecke war es gewesen, die mir weitere Radwanderrouten eröffnet hat und über die ich mich auch rückblickend sehr freue. Der Sonntag war mir nun als Ruhetag sehr willkommen.
Sonntag, 30. Mai 2010
Sonntag, 23. Mai 2010
22.05.2010 Dresden – Moritzburg – Großenhain – Nünchritz und zurück
In den vergangenen Wochen hatte sich soviel Bewegungsdrang in mir angestaut, dass ich nun, da die Wetterprognosen einigermaßen waren, unbedingt aufs Rad wollte.
Ich musste mich etwas überwinden, den Wecker am Pfingstsonnabend auf 5.00 Uhr zu stellen, aber es sollte sich zeigen, dass ich keineswegs zu früh aufgestanden war – draußen war es schon taghell, und es sah nach schönem Wetter aus. Kurz vor halb sieben brach ich auf. Am liebsten hätte ich eine Heidetour gemacht, aber nach dem Regenwetter der letzten Zeit wäre das ein schlechter Plan gewesen.
Ich fuhr wie gewöhnlich, wenn es mit dem Rad nach Moritzburg geht, Richtung Heidefriedhof aus der Stadt. Und wie immer schob ich mein Rad den Boxdorfer Berg hinauf, staunte aber nicht schlecht, weil ich ohne Pause und ohne aus der Puste zu kommen bis nach Boxdorf gelangte. Das sah nach guter Tagesform aus, und die konnte ich gebrauchen, hatte ich mir doch eine schöne Strecke vorgenommen. Ich fuhr die Schlossallee entlang nach Moritzburg; es war noch ruhig auf dieser sonst vielbefahrenen Straße. Natürlich hatte ich auch Bedenken, was mein Vorhaben anging, zweifelte daran, ob ich mit einem gerade halbwegs verheiltem Fuß eine Tagestour würde machen können, zumal ich sechs Wochen, von etwas geruhsamem Yoga abgesehen, keinen Sport getrieben hatte. Aber ich hielt es einfach nicht länger aus, ich wollte Sonne, Natur und die sportliche Herausforderung. Längere Touren fahre ich allein; ich brauche diese Auszeiten.
Während ich fuhr, stieg in der Richtung, welche ich nehmen wollte, ein silberner Ballon in den Himmel. Dieser Anblick fühlte sich an wie eine Ermutigung, Träume fliegen zu lassen.
Ganz still und friedlich war es in Moritzburg, diesem beliebten Ziel von Wochenendausflüglern und Touristen, und ich wusste, dass es gut gewesen war, die Strecke in genau dieser Reihenfolge zu planen. Ich fuhr am Schloss vorbei und bog dann in den Waldweg ein, der am Sophienteich vorbei zu den Altenteichen führt. Am Sophienteich machte ich eine kurze Pause. Als ich dort stand und auf die blauen, sich kräuselnden Wellen sah, den Vögeln lauschte und in den Himmel blickte, erlebte ich schon alles, was ich mir für dieses Wochenende gewünscht hatte. Kein Graureiher war zu sehen, aber kurz bevor ich aufbrach, flog einer hoch in der Luft über mich hinweg.
Weiter ging es zu den Altenteichen. Ich freute mich, ein schönes Stück durch den Wald fahren zu können, und dieser Weg ist in einem sehr guten Zustand. Dennoch sollte man sich nicht darüber hinwegtäuschen, dass längeres Fahren auf durchnässtem Boden ziemlich anstrengen kann. Kurz vor der Klinik Heidehof bog ich Richtung Steinbach ab. Der ausgeschilderte Weg zum Köckritzteich war voller Pfützen. Er führt zwischen Köckritzteich und dem kleineren Silberteich entlang. Dort weideten Kühe direkt am Teichufer, und manche standen so dicht am Weg, dass ich sie beinahe hätte berühren können. Der Rundweg fährt sich bei anhaltend schönem Wetter sicher sehr gut. Ich musste ein paar Mal vom Rad absteigen, um nicht ein unfreiwilliges Schlammbad zu nehmen, kam aber wohlbehalten in Steinbach an. Nun wünschte ich mir eine gut befahrbare Straße, und da war sie auch. Ich wollte weiter über Lauterbach – Beiersdorf nach Großenhain fahren, doch in Lauterbach wurde gebaut. Die ausgeschilderte Umleitung über Ebersbach wollte ich nicht fahren und versuchte, an der Baustelle vorbei zu kommen. Obwohl am Wochenende dort niemand baut und man gut einen Pfad für Fußgänger und Radfahrer hätte freilassen können, war absolut kein Durchkommen – dieser Zugang zum Ort glich einer Festungsmauer. Hätte ich, wie zunächst beschlossen, Lauterbach in westlicher Richtung umfahren, hätte ich wohl ein paar Kilometer eingespart, aber aus Sorge, mich zu verfahren, nahm ich doch die ausgeschilderte Umleitung.
Ich hörte auf, mich über deutsche Gründlichkeit und damit verbundene Vollsperrungen zu ärgern und ärgerte mich stattdessen über den Umweg, der mich zu weit nordöstlich brachte. Insgesamt waren es an die zehn Kilometer, die ich zusätzlich zur geplanten Route durch die Gegend fuhr. Vorbei ging es an leuchtenden Rapsfeldern; der blaue Himmel hatte sich etwas eingetrübt. Ebersbach ist ein langgezogener, hübscher Ort mit schönen Bauernhäusern und Höfen, und dort angekommen, freundete ich mich mit den zusätzlich gewonnenen Eindrücken an. Dann endlich führte der Weg wieder nach links Richtung Lauterbach. In Hohndorf machte ich eine Pause, denn ich hatte mir vorgenommen, die Fahrt öfter zu unterbrechen und regelmäßig zu trinken und zu essen. Ich achtete auch darauf, mindestens zehn Minuten sitzen zu bleiben. Außerdem gab ich mein Wunschvorhaben auf, bis Zabeltitz zu fahren, das wäre auch ohne Umweg schon recht weit gewesen. Ich wollte mich fordern, aber nicht schinden.
Weiter ging es vorbei an Nauleis nach Dallwitz. Dort sah ich ein schönes, an einem Flüsschen gelegenes Grundstück mit einem längst verlassenen und verfallenen Haus, das mir sehr gut gefiel und mich ein bisschen sentimental stimmte. Dahinter erstreckte sich eine Wiese, und mitten auf der Wiese saß ein Hase. Ich hielt an, versuchte, mich an ihn heranzupirschen, um ihn zu fotografieren, aber er bemerkte mich und hoppelte davon.
Ein paar Meter weiter lag das winzige Dorf Lenz, nur aus wenigen Häusern bestehend, und ich fand es wunderhübsch. Weitgehend in Ordnung und gepflegt, war es nicht, wie vielerorts üblich, in eine Baumarktprospekt-Fertighaussiedlung verwandelt worden, man hatte den ursprünglichen Charakter bewahrt. Die Straße endete dort, und ich fuhr den daran anschließenden, relativ gut befestigten Weg weiter. Die Markierung zeigte siebeneinhalb Kilometer bis Großenhain an, und das war eine wirklich gute Nachricht. Der Himmel sah graublau aus, als ob es gegen Abend Gewitter geben würde, es war warm und freundlich, und ich hatte nur leichten Gegenwind. Der Weg war ganz gut zu fahren, er führte am Fuchsberg vorbei. Weiter vorn war ein Kirchturm zu sehen: das musste Großenhain sein. Die Strecke war bislang so ruhig gewesen, dass man kaum daran dachte, an einem verlängerten Wochenende unterwegs zu sein: nur wenige Radfahrer und Autofahrer waren mir unterwegs begegnet.
Das Zentrum von Großenhain war gut zu finden. Halb elf kam ich dort an und sah mich kurz um, ehe ich wieder auf die Karte schaute. Ich war bereits zu weit gefahren: unterhalb der Großen Röder hätte ich links abbiegen müssen – wenn mich Großenhain weniger interessiert hätte. Ein schöner Radweg führt ein Stück an der Röder entlang. Man überquert den Fluss zweimal und befindet sich schließlich auf einer befahrenen Straße, die in der einen Richtung nach Meißen, in der anderen nach Zabeltitz führt. Für Radfahrer ist sie jedoch nicht zu empfehlen. Ich wandte mich nach Nordenwesten Richtung Kleinraschütz/Großraschütz. An Feldern vorbei, über denen immer wieder Raubvögel kreisten, ging es nach Skassa und von dort nach Weißig. Hinter Weißig angekommen, sah ich vor mir das Chemiewerk Nünchritz, und als ich darauf zufuhr, sah ich rechter Hand Riesa liegen. Radwege führen dort an neugebauten Schnellstraßen entlang; die Strecke ist gut beschildert und es gibt in regelmäßigen Abständen Stellen mit Verkehrsinseln, wo man die Straße überqueren kann. Ich fuhr um das Chemiewerk herum und gelangte so auf den Radweg, der daran vorbei führt. Bei Leckwitz fuhr ich auf den Elberadweg und machte erst einmal Pause. Es war kurz nach zwölf Uhr. Ich freute mich über die Schönheit des Elbtals, das zwischen Meißen und Riesa besonders idyllisch ist, und über den bekannten und mit Sicherheit gut zu bewältigenden Rest der Strecke.
Während die Tour bis dahin über Wege oder nur wenig befahrene Straßen geführt hatte, geriet ich nun in den Feiertagsausflugsverkehr. Radfahrerkolonnen, Wanderer, radelnde Familien mit Kindern jeden Alters waren unterwegs. Das Grün der Wiesen und Elbhänge war so frisch und intensiv wie meist um diese Jahreszeit. Man kann von solchen Bildern und Erinnerungen lange Zeit zehren. Die Natur kann so viel Freude geben, dass sich alle Sorgen, Ängste, alles Belastende gleichsam darin auflösen.
In Diesbar-Seußlitz hielt gerade ein Dampfer, Restaurants und Cafés waren gut besucht. Diesen bei Ausflüglern beliebten Ort habe ich so bevölkert noch nicht erlebt – meist fahre ich in den frühen Morgenstunden dort entlang, wenn es noch ruhig ist.
Aber noch hielt sich der Verkehr in Grenzen. Es ist ja auch schön, zu erleben, wie gern sich all die Leute unter freiem Himmel bewegen und wie sehr sie den Aufenthalt an der Elbe genießen. Immer wieder sah ich Familien, die es sich im Gras und auf Rastplätzen gemütlich gemacht hatten. Bald war ich in Meißen, wo ich noch einmal Pause machte. Zwischen Meißen und Radebeul musste ich doch einige Sonntagsfahrer überholen; manche radeln so langsam, dass man einfach nicht hinter ihnen bleiben kann. Insgesamt habe ich aber versucht, mich nicht zu sehr anzutreiben, viel zu schalten, dadurch Kräfte zu sparen und auch die Landschaft zu genießen, was mir bei vergangenen Touren nicht immer gelungen ist.
Gegen 14.45 war ich zuhause, gut ausgearbeitet, aber nicht restlos k.o. Sicherheitshalber hatte ich Sportbandagen mitgenommen, aber keine davon benötigt. Als ich die Strecke anhand der Karte noch einmal durchging, glaubte ich es kaum: um die 100 Kilometer war ich unterwegs gewesen. Angefühlt hatte es sich wie 70 bis 80 Kilometer, zu einem guten Teil der abwechslungsreichen Strecke wegen, aber sicher auch, weil ich mir mehr Zeit gelassen hatte.
Mein Vorderrad-Packtäschchen hat sich als sehr praktisch, robust und nützlich erwiesen: Dinge, die weniger schwer sind, aber häufiger benötigt werden, können schnell entnommen und wieder hineingeworfen werden. Mit dem Kauf der zweiten Tasche werde ich wohl nicht mehr lange warten.
Fotos
Ich musste mich etwas überwinden, den Wecker am Pfingstsonnabend auf 5.00 Uhr zu stellen, aber es sollte sich zeigen, dass ich keineswegs zu früh aufgestanden war – draußen war es schon taghell, und es sah nach schönem Wetter aus. Kurz vor halb sieben brach ich auf. Am liebsten hätte ich eine Heidetour gemacht, aber nach dem Regenwetter der letzten Zeit wäre das ein schlechter Plan gewesen.
Ich fuhr wie gewöhnlich, wenn es mit dem Rad nach Moritzburg geht, Richtung Heidefriedhof aus der Stadt. Und wie immer schob ich mein Rad den Boxdorfer Berg hinauf, staunte aber nicht schlecht, weil ich ohne Pause und ohne aus der Puste zu kommen bis nach Boxdorf gelangte. Das sah nach guter Tagesform aus, und die konnte ich gebrauchen, hatte ich mir doch eine schöne Strecke vorgenommen. Ich fuhr die Schlossallee entlang nach Moritzburg; es war noch ruhig auf dieser sonst vielbefahrenen Straße. Natürlich hatte ich auch Bedenken, was mein Vorhaben anging, zweifelte daran, ob ich mit einem gerade halbwegs verheiltem Fuß eine Tagestour würde machen können, zumal ich sechs Wochen, von etwas geruhsamem Yoga abgesehen, keinen Sport getrieben hatte. Aber ich hielt es einfach nicht länger aus, ich wollte Sonne, Natur und die sportliche Herausforderung. Längere Touren fahre ich allein; ich brauche diese Auszeiten.
Während ich fuhr, stieg in der Richtung, welche ich nehmen wollte, ein silberner Ballon in den Himmel. Dieser Anblick fühlte sich an wie eine Ermutigung, Träume fliegen zu lassen.
Ganz still und friedlich war es in Moritzburg, diesem beliebten Ziel von Wochenendausflüglern und Touristen, und ich wusste, dass es gut gewesen war, die Strecke in genau dieser Reihenfolge zu planen. Ich fuhr am Schloss vorbei und bog dann in den Waldweg ein, der am Sophienteich vorbei zu den Altenteichen führt. Am Sophienteich machte ich eine kurze Pause. Als ich dort stand und auf die blauen, sich kräuselnden Wellen sah, den Vögeln lauschte und in den Himmel blickte, erlebte ich schon alles, was ich mir für dieses Wochenende gewünscht hatte. Kein Graureiher war zu sehen, aber kurz bevor ich aufbrach, flog einer hoch in der Luft über mich hinweg.
Weiter ging es zu den Altenteichen. Ich freute mich, ein schönes Stück durch den Wald fahren zu können, und dieser Weg ist in einem sehr guten Zustand. Dennoch sollte man sich nicht darüber hinwegtäuschen, dass längeres Fahren auf durchnässtem Boden ziemlich anstrengen kann. Kurz vor der Klinik Heidehof bog ich Richtung Steinbach ab. Der ausgeschilderte Weg zum Köckritzteich war voller Pfützen. Er führt zwischen Köckritzteich und dem kleineren Silberteich entlang. Dort weideten Kühe direkt am Teichufer, und manche standen so dicht am Weg, dass ich sie beinahe hätte berühren können. Der Rundweg fährt sich bei anhaltend schönem Wetter sicher sehr gut. Ich musste ein paar Mal vom Rad absteigen, um nicht ein unfreiwilliges Schlammbad zu nehmen, kam aber wohlbehalten in Steinbach an. Nun wünschte ich mir eine gut befahrbare Straße, und da war sie auch. Ich wollte weiter über Lauterbach – Beiersdorf nach Großenhain fahren, doch in Lauterbach wurde gebaut. Die ausgeschilderte Umleitung über Ebersbach wollte ich nicht fahren und versuchte, an der Baustelle vorbei zu kommen. Obwohl am Wochenende dort niemand baut und man gut einen Pfad für Fußgänger und Radfahrer hätte freilassen können, war absolut kein Durchkommen – dieser Zugang zum Ort glich einer Festungsmauer. Hätte ich, wie zunächst beschlossen, Lauterbach in westlicher Richtung umfahren, hätte ich wohl ein paar Kilometer eingespart, aber aus Sorge, mich zu verfahren, nahm ich doch die ausgeschilderte Umleitung.
Ich hörte auf, mich über deutsche Gründlichkeit und damit verbundene Vollsperrungen zu ärgern und ärgerte mich stattdessen über den Umweg, der mich zu weit nordöstlich brachte. Insgesamt waren es an die zehn Kilometer, die ich zusätzlich zur geplanten Route durch die Gegend fuhr. Vorbei ging es an leuchtenden Rapsfeldern; der blaue Himmel hatte sich etwas eingetrübt. Ebersbach ist ein langgezogener, hübscher Ort mit schönen Bauernhäusern und Höfen, und dort angekommen, freundete ich mich mit den zusätzlich gewonnenen Eindrücken an. Dann endlich führte der Weg wieder nach links Richtung Lauterbach. In Hohndorf machte ich eine Pause, denn ich hatte mir vorgenommen, die Fahrt öfter zu unterbrechen und regelmäßig zu trinken und zu essen. Ich achtete auch darauf, mindestens zehn Minuten sitzen zu bleiben. Außerdem gab ich mein Wunschvorhaben auf, bis Zabeltitz zu fahren, das wäre auch ohne Umweg schon recht weit gewesen. Ich wollte mich fordern, aber nicht schinden.
Weiter ging es vorbei an Nauleis nach Dallwitz. Dort sah ich ein schönes, an einem Flüsschen gelegenes Grundstück mit einem längst verlassenen und verfallenen Haus, das mir sehr gut gefiel und mich ein bisschen sentimental stimmte. Dahinter erstreckte sich eine Wiese, und mitten auf der Wiese saß ein Hase. Ich hielt an, versuchte, mich an ihn heranzupirschen, um ihn zu fotografieren, aber er bemerkte mich und hoppelte davon.
Ein paar Meter weiter lag das winzige Dorf Lenz, nur aus wenigen Häusern bestehend, und ich fand es wunderhübsch. Weitgehend in Ordnung und gepflegt, war es nicht, wie vielerorts üblich, in eine Baumarktprospekt-Fertighaussiedlung verwandelt worden, man hatte den ursprünglichen Charakter bewahrt. Die Straße endete dort, und ich fuhr den daran anschließenden, relativ gut befestigten Weg weiter. Die Markierung zeigte siebeneinhalb Kilometer bis Großenhain an, und das war eine wirklich gute Nachricht. Der Himmel sah graublau aus, als ob es gegen Abend Gewitter geben würde, es war warm und freundlich, und ich hatte nur leichten Gegenwind. Der Weg war ganz gut zu fahren, er führte am Fuchsberg vorbei. Weiter vorn war ein Kirchturm zu sehen: das musste Großenhain sein. Die Strecke war bislang so ruhig gewesen, dass man kaum daran dachte, an einem verlängerten Wochenende unterwegs zu sein: nur wenige Radfahrer und Autofahrer waren mir unterwegs begegnet.
Das Zentrum von Großenhain war gut zu finden. Halb elf kam ich dort an und sah mich kurz um, ehe ich wieder auf die Karte schaute. Ich war bereits zu weit gefahren: unterhalb der Großen Röder hätte ich links abbiegen müssen – wenn mich Großenhain weniger interessiert hätte. Ein schöner Radweg führt ein Stück an der Röder entlang. Man überquert den Fluss zweimal und befindet sich schließlich auf einer befahrenen Straße, die in der einen Richtung nach Meißen, in der anderen nach Zabeltitz führt. Für Radfahrer ist sie jedoch nicht zu empfehlen. Ich wandte mich nach Nordenwesten Richtung Kleinraschütz/Großraschütz. An Feldern vorbei, über denen immer wieder Raubvögel kreisten, ging es nach Skassa und von dort nach Weißig. Hinter Weißig angekommen, sah ich vor mir das Chemiewerk Nünchritz, und als ich darauf zufuhr, sah ich rechter Hand Riesa liegen. Radwege führen dort an neugebauten Schnellstraßen entlang; die Strecke ist gut beschildert und es gibt in regelmäßigen Abständen Stellen mit Verkehrsinseln, wo man die Straße überqueren kann. Ich fuhr um das Chemiewerk herum und gelangte so auf den Radweg, der daran vorbei führt. Bei Leckwitz fuhr ich auf den Elberadweg und machte erst einmal Pause. Es war kurz nach zwölf Uhr. Ich freute mich über die Schönheit des Elbtals, das zwischen Meißen und Riesa besonders idyllisch ist, und über den bekannten und mit Sicherheit gut zu bewältigenden Rest der Strecke.
Während die Tour bis dahin über Wege oder nur wenig befahrene Straßen geführt hatte, geriet ich nun in den Feiertagsausflugsverkehr. Radfahrerkolonnen, Wanderer, radelnde Familien mit Kindern jeden Alters waren unterwegs. Das Grün der Wiesen und Elbhänge war so frisch und intensiv wie meist um diese Jahreszeit. Man kann von solchen Bildern und Erinnerungen lange Zeit zehren. Die Natur kann so viel Freude geben, dass sich alle Sorgen, Ängste, alles Belastende gleichsam darin auflösen.
In Diesbar-Seußlitz hielt gerade ein Dampfer, Restaurants und Cafés waren gut besucht. Diesen bei Ausflüglern beliebten Ort habe ich so bevölkert noch nicht erlebt – meist fahre ich in den frühen Morgenstunden dort entlang, wenn es noch ruhig ist.
Aber noch hielt sich der Verkehr in Grenzen. Es ist ja auch schön, zu erleben, wie gern sich all die Leute unter freiem Himmel bewegen und wie sehr sie den Aufenthalt an der Elbe genießen. Immer wieder sah ich Familien, die es sich im Gras und auf Rastplätzen gemütlich gemacht hatten. Bald war ich in Meißen, wo ich noch einmal Pause machte. Zwischen Meißen und Radebeul musste ich doch einige Sonntagsfahrer überholen; manche radeln so langsam, dass man einfach nicht hinter ihnen bleiben kann. Insgesamt habe ich aber versucht, mich nicht zu sehr anzutreiben, viel zu schalten, dadurch Kräfte zu sparen und auch die Landschaft zu genießen, was mir bei vergangenen Touren nicht immer gelungen ist.
Gegen 14.45 war ich zuhause, gut ausgearbeitet, aber nicht restlos k.o. Sicherheitshalber hatte ich Sportbandagen mitgenommen, aber keine davon benötigt. Als ich die Strecke anhand der Karte noch einmal durchging, glaubte ich es kaum: um die 100 Kilometer war ich unterwegs gewesen. Angefühlt hatte es sich wie 70 bis 80 Kilometer, zu einem guten Teil der abwechslungsreichen Strecke wegen, aber sicher auch, weil ich mir mehr Zeit gelassen hatte.
Mein Vorderrad-Packtäschchen hat sich als sehr praktisch, robust und nützlich erwiesen: Dinge, die weniger schwer sind, aber häufiger benötigt werden, können schnell entnommen und wieder hineingeworfen werden. Mit dem Kauf der zweiten Tasche werde ich wohl nicht mehr lange warten.
Fotos
Donnerstag, 13. Mai 2010
Vorfreude
Der Start in die Fahrradsaison verlief nicht nach meinen Wünschen. Die erste größere Tour vorzeitig abgebrochen, danach Zwangspause wegen einer Verletzung beim Wandern – und ganz nebenbei habe ich auch einen Dance-Aerobic-Kurs in den Sand gesetzt: finanziell und in Sachen Fitness derzeit nur Minuspunkte. Gute Vorsätze sind gestrichen oder vielmehr modifiziert. Die nächste Tour – sie kommt bestimmt! werde ich behutsam angehen.
Mein Tourenrad hat die zweite Durchsicht hinter sich, und ich habe die Gelegenheit genutzt, es wieder etwas verbessern zu lassen. Der Trekkinglenker war beim letzten Mal angebaut worden, nun musste es eine Vorrichtung zum Anbringen von Vorderradtaschen sein. Als ich mich danach erkundigte, wurde ich gefragt, ob ich auf Weltreise gehen möchte, aber so weit sind wir noch nicht.
Vorderradtaschen sind mir für Mehrtagestouren empfohlen worden. Und: es sollte etwas Stabiles, etwas Gutes sein. Ich bin skeptisch gegenüber Behauptungen, nur Teures sei gut, andererseits wollte ich einen Fehlkauf vermeiden und entschied mich für jene von der Werkstatt empfohlene Tasche, eher ein Täschchen, wie man sieht. Später, vielleicht zum Geburtstag, leiste ich mir dann eine zweite. Für den Gepäckträger tut es erst einmal die doppelte Taschenkonstruktion, die ich auch zum Einkaufen verwende, kein Renommierobjekt, nicht vollständig wasserdicht, aber praktisch und kompakt. Wenn ich eines Tages keinen Großfamilien-Einkauf mehr tätigen muss, kann ich über das teure Äquivalent aus dem Fachgeschäft nachdenken.
Nun, da das Fahrrad geputzt und aufgerüstet bereit steht, kann ich es kaum erwarten, wieder damit zu fahren und mich ein bisschen zu fordern. Ich hoffe, die nächsten Monate halten noch ein paar schöne Tage bereit.
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