Es kommt mir selber unwahrscheinlich vor: dies war tatsächlich meine erste richtige Radtour, seit wir Mitte Juni auf dem Elberadweg unterwegs waren. Am vergangenen Wochenende bin ich eine reichliche Stunde Rad gefahren, die ich eher als Vorbereitung verstand. Außerdem wurde ich in Radebeul durch eine Sperrung des Elberadweges frühzeitig gestoppt und habe mir in Konsequenz daraus eine Tour Richtung Moritzburg vorgenommen.
Gegen 8 Uhr fuhr ich los. Man merkt, dass die Tage kürzer geworden sind; die Sonne geht erst nach halb sieben auf, und vorher kam ich nicht aus dem Bett.
Die Richtung stand fest; ich wollte in Moritzburg wieder einmal meine Lieblingsmotive fotografieren und dann nach Radeburg weiterfahren. Am Boxdorfer Berg herrschte starker Verkehr. Ich schob mein Rad hinauf; das ist, im Unterschied zur Fahrt mit dem Bus, auch eine Art Training. Training ist momentan das Stichwort oder eher ein Motto, das nicht nur am Wochenende gilt, und begonnen hat es mit jener Stunde Radfahren am vergangenen Samstag. Auch Wandern oder ein längerer Spaziergang dürfen es sein: irgendein Ausdauersport am Wochenende gehört zum Programm, das ich mir erstellen ließ. Ich habe mich dazu entschlossen, mich ab und an mit einem Trainer abzusprechen, neue Ziele abzustecken und sachkundigen Rat einzuholen, denn nicht immer kann man Motivation nur aus sich selbst beziehen.
In Boxdorf angekommen, hat man das Elbtal verlassen, und die Fahrt auf der Alten Dresdner Straße bietet Ausblicke bis ins Lausitzer Bergland. Dort kann man streckenweise das Rad einfach rollen lassen, den Fahrtwind im Gesicht spüren und in die Ferne schauen. Die Straße führt weiter an den Waldteichen vorbei; man kann an mehreren Stellen nach Moritzburg abbiegen. Waldwege sind nach Regenfällen eher nicht zu empfehlen, und deshalb wollte ich eine Straße nehmen, die einen weiten Bogen durch den Wald macht, gut befahrbar ist und direkt in den Ort führt. Leider war die Straße gesperrt, und ich entschied mich für eine andere Route, fuhr weiter auf der Landstraße nach Volkersdorf hinein. Dort wandte ich mich nach rechts Richtung Dresden, was nicht hieß, dass ich schon umzukehren beabsichtigte. Kurz nach dem Ortsausgang biegt auf der linken Seite ein Feldweg ab. Man sieht schon von weitem, dass er unter der Autobahn hindurch führt. Dies ist nach meiner Kenntnis der kürzeste Radweg zwischen Moritzburg/Volkersdorf und der Dresdner Heide. Er ist nicht ausgeschildert; ich hatte ihn nach Vororientierung an Hand der Radwanderkarte einmal ausprobiert. In besonders gutem Zustand ist dieser Weg nicht: sandig, holprig und voller größerer Schottersteine, denen man besser ausweicht. Er führt in ein Wäldchen hinein, wo er eine weitere Autobahntrasse überquert. Die interessante Streckenführung wiegt die Unannehmlichkeiten des Weges einigermaßen auf. Der Weg scheint weniger bekannt zu sein; man trifft nur selten auf andere Radfahrer oder Spaziergänger. Er führt direkt zum Flughafen.
Als ich in das Wäldchen fuhr, hörte ich ein Flugzeug über mir, konnte es jedoch nicht sehen. Ich hoffte aber, noch mehr Flugzeuge starten oder landen zu sehen. Bald kam ich aus dem Wald heraus, fuhr ein Stück bergauf und fand mich nach einigen Metern am Flughafengelände wieder; der Weg führt direkt am Zaun entlang. Ich fuhr um das Gelände herum und hielt neben der Einflugschneise an, aber kein Flugzeug war weit und breit zu sehen oder zu hören. An anderen Tagen hatte ich mehr Glück; die Flieger kommen einem dort sehr nahe. Bei sonnigem Wetter und blauem Himmel ist das eine gute Gelegenheit, ein wenig zu träumen. Der Dresdner Flughafen ist angenehm überschaubar, modern und hat eine schöne Besucherplattform. Bei der Wahl eines ferneren Urlaubsziels spielt es für uns durchaus eine Rolle, ob wir von Dresden aus fliegen können. Träume, das ist mir in letzter Zeit klar geworden, sind allein schon ihrer motivierenden Wirkung wegen wichtig. Manche lassen sich sogar realisieren, und bei diesem Gedanken freute ich mich auf den bevorstehenden Urlaub in ein paar Wochen.
Da sich am Flughafen nichts tat, fuhr ich weiter nach Rähnitz. Dort musste ich eine stark befahrene Straße überqueren, was sich als etwas schwierig erwies. Offensichtlich war das ganze Umland nach Dresden unterwegs. Irgendwann klappte es dann doch, und ich fuhr weiter nach Weixdorf und hinter dem dortigen Waldbad in die Heide hinein, froh, die Landstraßen hinter mir lassen zu können. Wenn die Straßen zu voll sind, ist eine Fahrt durch die Heide immer eine gute Alternative. Das Waldbad Weixdorf, ein Naturbad, ist zur Erholung und zum Erfrischen durchaus zu empfehlen, aber für dieses Jahr kommt das wohl nicht mehr in Frage.
Die Strecke war bislang abwechslungsreich und hügelig gewesen und würde es auch bleiben. Ich war zufrieden und guter Dinge. In den vergangenen Wochen waren Kondition und Motivation auf dem Tiefpunkt gewesen, gesundheitliche Probleme hatten sich gehäuft in diesem Jahr, und ich kann nicht einmal sagen, was nun Ursache und was Wirkung war; vermutlich spielte Verschiedenes ineinander. Zeitweise aufs Radfahren verzichten zu müssen, hat den Mut ziemlich sinken lassen; schließlich ist mir das Rad viel mehr als nur ein Fortbewegungsmittel. Aber nun gibt es neue sportliche Ziele sowie ein gutes und, was noch wichtiger ist, realistisches Trainingsprogramm.
Wieder auf Tour zu sein, fühlte sich richtig gut an. Ich konnte in die Pedalen treten, mich anstrengen und kam auch die meisten Hügel hinauf. Zwischen Weixdorf und Langebrück ist die Heide sehr ruhig; ich fuhr Richtung Hofewiese, um sie von Norden nach Süden zu durchqueren. Nachdem ich die Langebrücker Straße überquert hatte, kam ich zu weit nach rechts von meiner Route ab, denn irgendwann befand ich mich auf dem Weg, der durch unser Pilzgebiet führt. Dieser Umweg war kein Problem: ich fuhr ein Stück zurück, widerstand der Versuchung, nach Pilzen zu schauen, und bog an unserer gewohnten Kreuzung Richtung Hofewiese ab. Von dort aus ging es hinunter ins Prießnitztal; wieder eine flotte Talfahrt, der ein Anstieg folgte, wo ich schieben musste. Sogar am Steinpilzwald war ich vorbei gefahren. Für den folgenden Tag hatten wir ohnehin eine Pilzwanderung geplant, so dass ich mich gut aufs Training konzentrieren konnte. An der Marienallee verließ ich die Heide, überquerte die Stauffenbergallee und fuhr die Forststraße entlang bis zur Bautzener Straße, die ich am Diakonissenkrankenhaus überquerte. Ich fuhr zur Elbe hinunter und weiter auf der Neustädter Seite nach Hause. Dabei hatte ich Gelegenheit, über die neue Molenbrücke zu fahren, die seit ihrer Eröffnung in der vergangenen Woche von zahlreichen Fußgängern und Radfahrern gern genutzt wird. Ich freue mich über diese Brücke nicht nur, weil ich sie täglich auf meinem Weg zur Arbeit überqueren kann, sondern vor allem, weil sie den Elberadweg ein Stück attraktiver und komfortabler macht. Nach den schlechten Entscheidungen in Sachen Brückenbau verfügt Dresden nun über eine wirklich vorzeigbare Brücke, eine hübsche, kleine Attraktion.
Drei Stunden war ich an diesem Tag unterwegs gewesen, zwischen 30 und 35 Kilometer gefahren; belastungsmäßig hat es genau gepasst. Und wenn ich mir auch weitere Touren wünsche – froh und glücklich bin genau jetzt über diese eine.
Sonntag, 12. September 2010
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